Damit Textilien die Farben und die Funktionalitäten erhalten, die wir uns wünschen, muss oftmals eine Vielzahl an Färbemitteln und Chemikalien zum Einsatz kommen. Dies geschah lange Zeit in weiten Teilen der Bekleidungsindustrie mit zu wenig Rücksichtnahme auf die Umwelt und auf die Gesundheit der Menschen. Um dem teilweise verantwortungslosen Handeln ein Ende zu setzen, startete Greenpeace 2011 seine Detox-Kampagne mit dem Ziel, die Verwendung von besonders schädlichen Chemikalien zu unterbinden. Seither hat sich einiges getan.

Als wir uns zur Greenpeace-Detox-Kampagne bekannt haben, war nachhaltiges Chemikalienmanagement für unsere Branche noch Neuland. So haben wir 2015 als ersten Schritt eine darauf spezialisierte Expertengruppe in China, Bangladesch und Deutschland aufgebaut. 
Um Transparenz über die eingesetzten Chemikalien zu gewinnen, musste unser Team zunächst die Nassproduktionsbetriebe unserer Lieferkette identifizieren. Für diese Betriebe wurden dann verpflichtende Abwasser- und Schlammtests eingeführt, um den dortigen Chemikalieneinsatz auf regelmäßiger Basis zu überprüfen.

Bis heute stellen unsere Chemikalienaudits (CMA) in der Produktion das Herzstück unserer Arbeit in diesem Bereich dar. Dabei überprüfen wir die Einhaltung unserer Anforderungen und schulen FabrikmitarbeiterInnen zur praktischen Umsetzung guten Chemikalienmanagements. Parallel zur Überprüfung unterstützen wir die Verantwortlichen durch unser Chemical Management Handbook und unsere Schulungsmaßnahmen.

Digitale

Chemikalieninventare

Das Ziel eines guten Chemikalienmanagements ist es, gefährliche Substanzen bereits am Anfang des Produktionsprozesses zu vermeiden. Seit dem Jahr 2022 stellen wir die Fabriken unserer Whitelist sukzessive auf digitale Chemikalieninventare um, um zu erfahren, welche Chemikalien die Betriebe verwenden. Dabei nutzen wir vor allem die externen Plattformen BVE3 und The BHive®. Es ist eine große Herausforderung, die Chemikalien-informationen inkl. zugehöriger Herstellerzertifikate und Sicherheitsdatenblätter (MSDS) zu erfassen und aktuell zu halten. Aus diesem Grund haben unsere Teams die Fabriken bei der Umstellung auf die dezentralen Systeme intensiv begleitet. Die Umstellung stand im Jahr 2023 bei über 45 % unserer Fabrikbesuche in Bangladesch und China im Fokus. Kontrolliert wird die Umsetzung fortlaufend im Rahmen unserer CMAs.
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Jet Shen
​ Chemical and Environmental
​ Senior Engineer​ ​

„Im Jahr 2015, als die Detox-Kampagne von Greenpeace eingeführt wurde, um den Einsatz gefährlicher Chemikalien in der Textilindustrie zu beschränken, fing ich bei Güldenpfennig an. Damals wurde durch die Kampagne ein Ziel gesetzt, aber der Weg dahin war herausfordernd. Nach Jahren kontinuierlicher Arbeit unseres gesamten Teams kommen wir diesem Vorhaben immer näher.

Mit unserem heutigen Wissen und streng ausgewählten Lieferanten gehen wir nun mit der Umstellung von jährlichen Abwasser- und Schlammtests auf ein digitales Chemikalieninventar einen Schritt weiter. Dieser Ansatz schafft eine höhere Transparenz, um die Chemikalien in der Produktion besser zu kontrollieren. Wir sind überzeugt, dass dies der Weg in Richtung einer nachhaltigen Zukunft ist.“

Chemikalienaudits

Um die Nassproduktionsstätten (NPS) vor und während unserer Zusammenarbeit zu überprüfen und positiv zu entwickeln, ist es wichtig, ihre individuellen Gegebenheiten zu verstehen. Um ihren Status quo und erzielte Verbesserungen messen zu können, müssen wir vor Ort sein und mit den Verantwortlichen sprechen. Daher sind unsere Chemikalienaudits das Kernelement unserer Arbeit. Die Audits zeichnen sich durch die folgenden 6 Bausteine aus:

Katharina Moormann
Jr. Manager Environmental Compliance

„Im Environmental Compliance legen wir besonderen Fokus auf die Nassproduktionsstätten unserer Lieferkette, da diese den größten Chemikalieneinsatz und somit den größten Einfluss auf die Umwelt haben. Die unterschiedlichen Anforderungen unserer Kunden fordern von uns ein individuell angepasstes Umweltmanagement. Der Großteil unserer Produktion wird in NPS gefertigt, die auf unserer internen Whitelist stehen, ein Pool von NPS, die regelmäßig von uns auditiert werden und unseren internen Standard erfüllen. Seit 2016 haben wir es geschafft, diesen Produktionsstättenpool stark zu reduzieren. So können wir mit größerem Auftragsvolumen unseren Einfluss erhöhen und gleichzeitig eine intensivere Betreuung ermöglichen.

Schulungs-

maßnahmen

Im Vergleich zu Social Compliance ist das Thema Chemikalien- und Umweltmanagement in den Lieferketten unserer Produktionsländer verhältnismäßig neu. Ein entscheidender Schlüssel auf dem Weg zu sicherem und nachhaltigem Chemikalien- und Umweltmanagement ist der Aufbau von Wissen und dessen praktische Umsetzung. Denn ohne ein gemeinsames Verständnis können wir die gewünschten Veränderungen und Verbesserungen nicht erzielen

Seit 2016 führen wir regelmäßig Schulungsmaßnahmen durch. Bei diesem „Chemical Management Capacity Building“ helfen wir unseren Partnerbetrieben mit Unterstützung renommierter Beratungsfirmen, ihre MitarbeiterInnen weiterzuentwickeln und Probleme im Chemikalienmanagement zu lösen. In den letzten Jahren setzen wir dabei bewusst auf mehrmonatige Intensivprogramme, die zwischen theoretischen Trainings, Fabrikbesuchen und Treffen zur Kontrolle der erzielten Verbesserungen wechseln, damit wirklich pragmatische und wirksame Lösungen erzielt werden.